InkEye – 3D-Polymerdruck von Brillengläsern
Die industrielle Herstellung optischer Komponenten erfolgt heutzutage durch klassische Schleif-, Polier- und Freiformbearbeitung von gegossenen oder replizierten Glas- und Polymerpreformen. Wirtschaftlich sind diese Prozesse nur, wenn die Optiken in sehr hohen Stückzahlen und einfachen Geometrien hergestellt werden. Der Trend entwickelt sich jedoch zu individualisierten Optikkomponenten für verschiedenste Anwendungen. Dieser Trend hat sich bereits in der Herstellung von Brillengläsern etabliert, bei denen kleinste Stückzahlen bis hin zu einzeln und individuell angefertigten Gläsern hergestellt werden müssen. Im Projekt »InkEye« wird am Fraunhofer IOF mit dem Tintenstrahldruck von Brillengläsern nun ein additives Herstellungsverfahren entwickelt, das dank seines digitalen Charakters eine kostengünstige Individualisierung von Freiformoptiken sowie das Aufbringen weiterer Funktionsschichten ermöglicht. Dies wird am Beispiel von vollständig gedruckten Brillengläsern mit einer Kratzfestbeschichtung demonstriert.
Zur Herstellung der Brillengläser werden niedrigviskose Tinten in einem Mehrschichtverfahren verdruckt und durch UV-Vernetzung zu individuellen Volumenkörpern aufgebaut. Je nach gewählter Auflösung beträgt die Dicke einer einzelnen Drucklage zwischen 3 μm und 15 μm. Die Gläser werden daher aus mehreren hundert Einzelschichten aufgebaut. Durch die Anpassung der Prozessführung sowie die exakte Kontrolle der Vernetzungsreaktion könnendas Polymerisationsverhalten an Grenz- und Oberflächen gesteuert und damit optisch homogene, formtreue Volumenkörper mit dem Tintenstrahldruck hergestellt werden. Abschließend werden die Brillengläser mit einer optisch an das Volumenmaterial angepassten Kratzfestbeschichtung bedruckt. Dies erhöht die Abriebfestigkeit und garantiert, dass die Brillengläser beim Reinigen nicht beschädigt werden.
Die erzielten Formgenauigkeiten der gedruckten Brillengläser liegen bei < 150 nm PV und die erzielten Oberflächenrauheiten bei < 3 nm rms. Der Brechungsindex des verwendeten druckbaren Acrylatgemisches liegt bei über 1,54 mit einer Transmission von über 90 % im sichtbaren Bereich. Die Glasübergangstemperatur der UV-vernetzten Volumenkörper beträgt zudem mehr als 80 °C. Dies entspricht typischen Anforderungen für Brillengläser.
Mit dem entwickelten Prozess lassen sich qualitativ hochwertige Brillengläser herstellen, die in ihren Eigenschaften mit konventionell gefertigten Polymergläsern vergleichbar sind.
Autorenschaft
Falk Kemper, Erik Beckert, Maximilian Reif, Lisa Pohle, Thomas Schönfelder