Ergänzt wurde das Lehrformat durch die Möglichkeit, gemeinsam Experimente auf dem Fraunhofer-Quantenrechner umzusetzen. »Wir lösen damit eines der Verspechen der Zweiten Quantenrevolution in der Lehre ein: Quantenphysik anschaulich begreifbar machen und in konkreten Beispielen erschließen«, so Setzpfandt.
Experimente im Bereich Quantenoptik und Quantencomputing
Maximal 18 Studierende und Promovierende konnten in diesem Semester an dem Praxiskurs teilnehmen – die Nachfrage jedoch war deutlich höher. Gemeinsam mit den Dozenten setzten sie auf dem Fraunhofer-Quantencomputer drei Experimente im Bereich Quantencomputing sowie sechs weitere zum Thema Quantenoptik um. Doch wie funktioniert die Arbeit auf dem ersten kommerziellen Quantencomputer, der von IBM am Standort Ehningen in Baden-Württemberg betrieben wird, überhaupt? »Die Quantencomputer werden in der Programmiersprache Python über eine Cloud ferngesteuert«, erklärt Eilenberger. »Dazu haben wir den Kursteilnehmenden interaktive Laborbücher zur Verfügung gestellt, in denen quantenphysikalischen und algorithmischen Aspekte dargestellt sind. Darüber hinaus werden in den Büchern die Grundlagen der Programmierung des Quantencomputers diskutiert.« Anschließend wurden die Teilnehmenden dazu angehalten, innerhalb dieser interaktiven digitalen Notebooks die Quantencomputer selbst zu programmieren. Weiterhin sollten sie lernen, die Ergebnisse auslesen und sinnvoll darstellen. »Dabei haben wir Probleme im Bereich der Simulation quantenoptischer Systeme sowie zum sogenannten Grover-Algorithmus gelöst«, erörtert Eilenberger weiter.
Grovers Algorithmus, auch bekannt als »Quanten-Datenbanksuche«, kann Lösungen unstrukturierter Probleme sehr viel schneller finden als klassische Rechner. Das Team aus Dozierenden, Promovierenden und Studierenden löste dabei zunächst das folgende Problem: a + b = 17. Das heißt: Die Teilnehmenden haben Zahlen für a und b gefunden, deren Summe 17 ergibt. »Das ist natürlich lediglich ein Spielzeugproblem«, erläutert Eilenberger. »Einen echten Quantenvorteil hingegen haben wir im Simulationsproblem zeigen können. Dort haben wir gezeigt, dass verschränkte Qubits, also Photonen, deutlich präzisere interferometrische Messungen erlauben als klassische Photonen.« Dieses Verfahren eigne sich nicht nur zur Verbesserung optischer Messtechnik, sondern auch zum Bau präziserer Uhren, erklärt der Quantenforscher. »Mittels des QSystemOne konnten wir einen echten Quantenvorteil für bis zu acht verschränkte Qubits demonstrieren!«