Jenaer Forschungsprojekt SpeeD erhält Bundesförderung in Millionenhöhe

Projekt zur spektralen Detektion unter den Top 20 der DATIpilot-Förderlinie des BMBF

Jena / 19. Juli 2024

Mit ihrem gemeinsamen Projekt SpeeD wollen die Ernst-Abbe-Hochschule Jena, das Fraunhofer IOF und das Innovationscluster SpectroNet den Transfer von Expertenwissen und Forschungsergebnissen in die Anwendung vorantreiben. Aus 480 eingereichten Vorhaben wurde das Projekt im Rahmen der Förderlinie DATIpilot des BMBF als eine von nur 20 geförderten Initiativen ausgewählt. Die Förderung beläuft sich auf fünf Millionen Euro über einen Zeitraum von vier Jahren. Dr. Anna Christmann (Bündnis 90/DIE GRÜNEN), Bundestagsabgeordnete im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technologiefolgenabschätzung, besuchte gestern die Lichtstadt Jena, um mehr über das Projekt und die beteiligten Partner zu erfahren.

Mit ihrem Projekt SpeeD (Spektrale Detektion für gesellschaftsrelevante Anwendungen) haben sich die Ernst-Abbe-Hochschule Jena (EAH Jena), das Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF und das SpectroNet Innovationscluster in einem komplexen dreistufigen Auswahl- und Bewertungsverfahren mit einem Antrag auf eine sogenannte »Innovationscommunity« gegen zahlreiche Mitbewerber durchgesetzt.

Nach dem Zuschlag für Erfurt als Sitz der Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI) hat Jena damit gleich im ersten Anlauf den Sprung in eine wichtige DATI-Förderlinie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) geschafft. Die Förderzusage gilt für einen Zeitraum von zunächst vier Jahren und beträgt bis zu fünf Millionen Euro.

© EAH Jena
Die Partner im Projekt SpeeD zusammen mit Dr. Anna Christmann.

Bundestagsabgeordnete zu Gast in Jena

© Fraunhofer IOF
Die Bundestagsabgeordnete Dr. Anna Christmann zu Gast in Jena.
© Fraunhofer IOF
Beispiel aus der Landwirtschaft: Ein am Fraunhofer IOF entwickeltes Mikrospektrometer-Array kann genutzt werden, um auf dem Feld den Gesundheitszustand von Pflanzen zu bestimmen.

Die Bundestagsabgeordnete im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technologiefolgenabschätzung Dr. Anna Christmann (Bündnis 90/ DIE GRÜNEN) besuchte am gestrigen Donnerstag Jena, um mehr über das bevorstehende Projekt sowie die Expertise der Jenaer Forschenden im Bereich Spektroskopie zu erfahren. Bei dieser Gelegenheit erinnerte sich Christmann auch daran, wann sie das erste Mal überhaupt mit dem Thema Spektroskopie in Berührung gekommen war: »Ich hatte das erste Mal mit hyperspektralen Daten im Zusammenhang mit dem EnMAP-Satelliten zu tun – dem großen deutsche Klimasatelliten«, erzählte sie. Bei der Erwähnung von EnMAP ging ein Schmunzeln durch die Reihen der Jenaer Wissenschaftler, denn: »Diverse Optiken an Bord des Satelliten wurden am Fraunhofer IOF hergestellt«, wie Dr. Henrik von Lukowicz, Leiter der Abteilung für Optisches und Mechanisches Systemdesign am Fraunhofer-Institut, betonte. »Damit schließt sich der Kreis«, so die Abgeordnete.

EnMAP soll vom All aus den Gesundheitszustand unserer Erde sowie Gewässer analysieren und damit die Folgen des Klimawandels sichtbar machen. Das Beispiel zeigt: Die Spektroskopie hat sich zu einem unverzichtbaren Werkzeug für die Analyse der chemischen Zusammensetzung verschiedenster Stoffe entwickelt. Sie ist heute aus der modernen Forschung, aus Laboren sowie der industriellen Qualitätssicherung oder eben auch der Weltraumforschung nicht mehr wegzudenken. Neben der Erfassung von Daten zur Pflanzengesundheit in der Forst- und Landwirtschaft, kommt die Technologie auch bei der medizinischen Diagnostik, bei Gewebeanalyse oder der Therapieüberwachung zum Einsatz. 

SpeeD: Spektrale Detektion für gesellschaftsrelevante Anwendungen 

© Fraunhofer IOF
Dr. Henrik von Lukowicz vom Fraunhofer IOF erläutert Anwendungspotentiale der Spektralsensorik am Beispiel eines Mikrospektrometer-Array.

Trotz dieses enormen Anwendungspotenzials werden die Möglichkeiten der Spektralsensorik in vielen Bereichen noch nicht umfassend genutzt. Das Förderinstrument der »Innovationscommunities« war daher vom BMBF eingeführt worden, um den Transferprozess von wissenschaftlichem Know-how aus dem akademischen Bereich in gesellschaftlich relevante Anwendungen zu beschleunigen. Genau diese Vision verfolgt die Jenaer Forschungsgemeinschaft nun mit dem Projekt SpeeD im Feld der Spektroskopie.

Ein erklärtes Ziel von SpeeD ist es, eine branchenübergreifende Plattform für die Technologieerprobung und den Erfahrungsaustausch einzurichten. Um Technologie-Innovatoren und Anwender zusammenzubringen und zukünftig anwendungsspezifische Transfermöglichkeiten zu identifizieren sowie entsprechende Lösungen umzusetzen, sollen in den kommenden Jahren zum Beispiel »OpenLabs« angeboten werden. Hier sollen direkte Anwender, etwa Thüringer Landwirte, neue Technologien und deren Potentiale für ihre alltägliche Arbeit entdecken können. Weiterhin sind Workshops mit Pitches geplant. Aus diesen werden die besten Projektideen ausgewählt und mit DATI-Projektmitteln gefördert.

Hochtechnologie in praktische Anwendungen überführen

Die beiden Abteilungen für Optisches und Mechanisches Systemdesign und für Bildgebung und Sensorik am Fraunhofer IOF begleiten die »Innovationscommunity« dabei mit ihrer Expertise in miniaturisierten spektralen und spektral-abbildenden Sensorsystemen, die am Institut entwickelt werden. Durch ihren kompakten und robusten Aufbau haben diese die idealen Voraussetzungen, um mit nur geringem Entwicklungsaufwand an konkrete Anwendungsszenarien angepasst und optimiert zu werden. So können zukünftig auf den Anwender maßgeschneiderte und kostengünstige Sensorlösungen entwickelt werden.

Mit diesen Ansätzen will SpeeD die Übergangsschwelle der Hochtechnologie hin zur Breitenanwendung in der Praxis senken und damit das gegebene Potenzial, welches die Spektralsensorik für eine ressourceneffiziente Wirtschaft der Zukunft bietet, voll ausschöpfen. Ein erstes geplantes Community-Projekt, soll den Transfer eines hochauflösenden, spektral messenden und abbildenden Sensorsystems zur Unterstützung bei der Diagnostik von Hauterkrankungen ermöglichen.