Forschung und Karriere »unter einem guten Stern«: Das waren die Photonics Days Jena 2023

Karriere- und Netzwerkevent mit rund 165 internationalen Teilnehmenden legte in diesem Jahr Schwerpunkte auf Weltraumforschung

Jena  | 13. Oktober 2023

»In Jena wird viel für die Weltraumforschung geleistet«, sagte Prof. Anke Kaysser-Pyzalla, CEO des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, bei den diesjährigen Photonics Days Jena. Das Karriere- und Netzwerkevent lud vom 12. bis 13. Oktober zum mittlerweile fünften Mal internationale Studierende aus den Bereichen Optik und Photonik zum netzwerken, diskutieren und auch ein bisschen zum Träumen ein – denn mit Vorträgen und Workshops wandte das Event den Blick in Richtung Sterne.

Photonics Days Jena

Nur wenige Kilometer von Jena entfernt wurde im Jahr 1999 die berühmte Himmelsscheibe von Nebra gefunden. Sie belegt, dass Menschen schon in der Bronzezeit, also vor etwa 4.000 Jahren, über astronomische Kenntnisse verfügten. Viel ist seither passiert. Doch die Faszination für den Weltraum als Sehnsuchtsort der Forschung und Wissenschaft ist ungebrochen.

Forschende aus Jena knüpfen an dieses wissenschaftliche Erbe nicht nur zukunftsbewusst, sondern auch überaus erfolgreich an: So manche große Weltraummission, die sich derzeit ihren Weg zu den Sternen bahnt, ist mit High-Tech aus der Lichtstadt ausgerüstet. Da wäre etwa die Mission der Europäischen Weltraumbehörde JUICE, die sich erst im Frühjahr diesen Jahres aufmachte, um die Jupitermonde auf etwaige Wasservorkommen hin zu erkunden. Oder die CO2M-Mission, ebenfalls ein Projekt der esa. Wenn CO2M im Jahr 2026 abhebt, wird mit an Bord ein Spektrometer sein, das von Forschenden aus Jena mitentwickelt wurde. Ziel der Mission soll es sein, die Entstehung sowie Verteilung von Treibhausgasen auf der Erde zu analysieren. Die Liste ließe sich fortsetzen bis hin zum James-Webb-Weltraumteleskop, dessen Blick zurück bis zum Urknall auch durch hochpräzise Spiegel aus Jena ermöglicht wird.

Mit einem hybriden Event freuten sich die Photonics Days Jena 2023 über rund 165 Teilnehmende aus aller Welt.
© Fraunhofer IOF
Mit einem hybriden Event freuten sich die Photonics Days Jena 2023 über rund 165 Teilnehmende aus aller Welt.

Forschende des Fraunhofer IOF geben Einblicke in aktuelle Space-Projekte

Vor diesem Hintergrund standen die Photonics Days Jena 2023 unter einem buchstäblich »guten Stern«. Denn das Karriere- und Netzwerkevent, organisiert durch das Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF in Kooperation mit der Max-Planck School of Photonics, legte in diesem Jahr – auch in Anlehnung an das BMBF-Wissenschaftsjahr zum Thema »Unser Universum« – einen besonderen Fokus auf photonische Technologien, die nach den Sternen greifen.

In der Vortragsreihe »Photonics4Future« gaben Forschende des Fraunhofer IOF den rund 165 Teilnehmenden, die sowohl vor Ort in Jena als ich virtuell aus der ganzen Welt am Event teilnahmen, Einblicke in ausgewählte Forschungsprojekte – darunter die bereits erwähnten Missionen JUICE und CO2M, aber auch in die satellitengestützte Quantenkommunikation, die mit hochsicherer Verschlüsselung für mehr Datensicherheit in der Informationsgesellschaft sorgen soll. 

In seinem Vortrag sprach Dr. Henrik von Lukowicz über das Instrument GALA, das für die esa-Mission JUICE von Forschenden aus Jena mitentwickelt worden war.
© Fraunhofer IOF
In seinem Vortrag sprach Dr. Henrik von Lukowicz über das Instrument GALA, das für die esa-Mission JUICE von Forschenden aus Jena mitentwickelt worden war.

Die Zukunft: CEO des DLR beleuchtet Zukunft der Luft- und Raumfahrt

Ein besonderes Veranstaltungshighlight war die Keynote von Prof. Dr. Anke Kaysser-Pyzalla. Die Vorstandsvorsitzende des DLR gab Ausblicke auf die Zukunft der Luft- und Raumfahrt, die auch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Jena maßgeblich mitgestaltet wird: »In Jena wird viel für die Weltraumforschung geleistet«, erklärte sie. Im Hinblick auf notwendige Innovationen verwies sie zugleich auf die Notwendigkeit, den Luftverkehr in Zukunft emissionsfrei zu gestalten, sowie auf Technologien zur Erforschung und Eindämmung des Klimawandels.

Exemplarisch nannte Kaysser-Pyzalla hier die EnMAP-Mission. Der erste deutsche Hyperspektralsatellit war 2022 gestartet und sammelt seither Spektraldaten von der Erdoberfläche. Durch das Zusammentragen wichtiger diagnostischer Informationen über den Zustand von Erde und Gewässern, würden Missionen wie EnMAP »einen großen Schritt in der Frage der nachhaltigen Landwirtschaft« bedeuten, erklärte die DLR-CEO. Das Fraunhofer IOF hatte insgesamt elf Spiegel sowie diverse optische Schichten für Teleskop- und Spektrometer-Optiken an Bord des EnMAP-Sateliten hergestellt.

In ihrer Keynote sprach Prof. Dr. Anke Kaysser-Pyzalla über die Zukunft der Luft- und Raumfahrt.
© Fraunhofer IOF
In ihrer Keynote sprach Prof. Dr. Anke Kaysser-Pyzalla über die Zukunft der Luft- und Raumfahrt.

Die Vergangenheit: Abbe legte vor 150 Jahren Grundlagen

Den Blick auf Zukunft und Vergangenheit band am zweiten Veranstaltungstag eine weitere Keynote zusammen: Prof. Dr. Michael Totzeck, Fellow bei der Carl Zeiss AG, erinnerte daran, dass die Basis all dieser Technologien hier in der Lichtstadt gelegt wurde: Es war im Jahr 1873 – also vor genau 150 Jahren – dass der Jenaer Optikpionier Ernst Abbe erstmals die von ihm erarbeiten theoretischen Grundlagen zur Auflösungsgrenze für Lichtmikroskope veröffentlichte.

Mit seiner Formel legte Abbe den Grundstein für jedes Teleskop oder optische Instrument, das wir heute weltweit finden. Er schenkte uns damit auch den Blick ins Universum, der heute für die Beantwortung relevanter Zukunftsfragen wie dem Klimawandel oder auch bei der Suche nach einer potenziell neuen Heimat irgendwo in den Weiten des Alls unabdingbar ist.

Mit seiner Keynote erinnerte Prof. Dr. Michael Totzeck uns dran, dass Abbe mit seiner Formel zur Auflösungsgrenze vor 150 Jahren die Grundlage für jedes moderne optische Instrument legte.
© Fraunhofer IOF
Mit seiner Keynote erinnerte Prof. Dr. Michael Totzeck uns dran, dass Abbe mit seiner Formel zur Auflösungsgrenze vor 150 Jahren die Grundlage für jedes moderne optische Instrument legte.

Vernetzung für rund 165 internationale Teilnehmende

Darüber hinaus nahmen die Photonics Days Jena in gewohnter Weise ihren Auftrag wahr, zur Vernetzung von Studierenden und Industrie beizutragen: Beim »Industry Breakfast« hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, wertvolle Kontakte zu 11 Unternehmen und Institutionen aus der Optik- und Photonikbranche zu knüpfen. Für virtuelle Gäste boten sich bei einem »Digital Breakfast« ebenfalls digitale Vernetzungsmöglichkeiten.

Zusätzlich wurden im Rahmen des Events junge Nachwuchsforschende gewürdigt: Beim Ideen-Pitch des Leistungszentrums Photonik wurden die Ideen von fünf jungen Forschenden ausgezeichnet. Weiterhin wurde der Applied Photonics Award, der Nachwuchsförderpreis organisiert durch das Fraunhofer IOF, an die Preistragenden 2023 verliehen.

Diskutieren, vernetzen, austauschen: Das ist das Ziel der Photonics Days Jena.
© Fraunhofer IOF
Diskutieren, vernetzen, austauschen: Das ist das Ziel der Photonics Days Jena.

Die Photonics Days Jena erfreuten sich auch in diesem Jahr einer erneut großen internationalen Nachfrage. Die circa 165 Teilnehmenden kamen – ermöglicht auch durch das hybride Format mit Onlinestreaming und einem virtuellen Programmangebot – etwa aus den USA, Großbritannien oder Kanada, aber auch aus Indien, Saudi-Arabien, Südkorea oder Mexico.

Beim Ideen-Pitch des Leitungszentrums Photonik wurden wieder junge Forschungsideen gewürdigt.
© Fraunhofer IOF
Beim Ideen-Pitch des Leitungszentrums Photonik wurden wieder junge Forschungsideen gewürdigt.
Der Applied Photonics Award zeichnet Nachwuchsforschende für innovative Abschlussarbeiten mit besonderem Bezug zur Angewandten Photonik aus.
© Fraunhofer IOF
Der Applied Photonics Award zeichnet Nachwuchsforschende für innovative Abschlussarbeiten mit besonderem Bezug zur Angewandten Photonik aus.
Die Preistragenden des Awards mit den Laudatoren: Prof. Kaysser-Pyzalla (links), Prof. Andreas Tünnermann (zweite Reihe) und Staatssekretärin Dr. Katja Böhler (rechts).
© Fraunhofer IOF
Die Preistragenden des Awards mit den Laudatoren: Prof. Kaysser-Pyzalla (links), Prof. Andreas Tünnermann (zweite Reihe) und Staatssekretärin Dr. Katja Böhler (rechts).

Über die »Photonics Days Jena«

Um junge Talente und damit Innovationen in den Bereichen Optik und Photonik zu fördern, richtet das Fraunhofer IOF gemeinsam mit der Graduiertenschule Max Planck School of Photonics seit 2019 die »Photonics Days Jena« als Netzwerk- und Karriereevent für Studierende und Promovierende aus. Vom 12. bis 13. Oktober luden die Veranstalter bei einem hybriden Event dazu ein, sich mit einer internationalen Community sowie Vertreterinnen und Vertretern renommierter Unternehmen zu vernetzen. Neben dem fachlichen Austausch stand dabei die Orientierung in Karrierefragen sowie die Vermittlung wertvoller Kontakte für die eigene berufliche Laufbahn im Vordergrund.

Auch im kommenden Jahr, voraussichtlich im Herbst, werden das Fraunhofer IOF und die Max Planck School of Photoncis erneut zu den Photonics Days Jena einladen. Über den konkreten Termin informieren die Veranstalter unter www.photonicsdays.de. Weiterhin können sich interessierte Teilnehmende unter photonics.days@iof.fraunhofer.de für einen »Terminwecker« via Mail anmelden.

Wie immer boten die Photonics Days Jena die Möglichkeit zur Vernetzung zwischen Studierenden und Industrie.
© Fraunhofer IOF
Wie immer boten die Photonics Days Jena die Möglichkeit zur Vernetzung zwischen Studierenden und Industrie.
Beim traditionellen Makeathon, organisiert durch die Lichtwerkstatt Jena, war praktische Teamarbeit gefragt.
© Fraunhofer IOF
Beim traditionellen Makeathon, organisiert durch die Lichtwerkstatt Jena, war praktische Teamarbeit gefragt.
Auch in diesem Jahr wurde beim Makeathon wieder gemeinsam gebastelt und getüftelt.
© Fraunhofer IOF
Auch in diesem Jahr wurde beim Makeathon wieder gemeinsam gebastelt und getüftelt.
Prof. Dr. Andreas Tünnermann, Leiter des Fraunhofer IOF, winkt den Teilnehmenden der Photonics Days Jena 2023 zum Abschied und lädt herzlich dazu ein, nächstes Jahr wieder dabei zu sein.
© Fraunhofer IOF
Prof. Dr. Andreas Tünnermann, Leiter des Fraunhofer IOF, winkt den Teilnehmenden der Photonics Days Jena 2023 zum Abschied und lädt herzlich dazu ein, nächstes Jahr wieder dabei zu sein.