Die Grenzen des Möglichen verschieben:
Das waren die Photonics Days Jena 2024

Karriere- und Netzwerkevent findet mit Nobelpreisträgerin und 180 internationalen Teilnehmenden in Jena statt

Jena  | 09. Oktober 2024

Was ist Wissenschaft, wenn nicht der Drang die Welt zu verstehen und Grenzen zu durchbrechen? Unter dem Motto »New Limits« zeigten die diesjährigen Photonics Days Jena vom 26. bis 27. September, wie Photonik- und Optikforschung immer wieder dazu beiträgt, die Grenzen des Möglichen zu verschieben. Mit dabei: eine Nobelpreisträgerin und rund 180 internationale Teilnehmende aus 26 Nationen.

Photonics Days Jena
Prof. Dr. Anne L'Huillier bei Ihrer virtuellen Keynote.
© Fraunhofer IOF
Prof. Dr. Anne L'Huillier bei Ihrer virtuellen Keynote.

»Am Anfang war mein Forschungsfeld sehr klein«, erinnert sich Prof. Dr. Anne L'Huillier. Ihr Forschungsfeld, die sogenannten ›Hohen Harmonischen‹, beschreibt ein physikalisches Phänomen, bei dem Laserimpulse Materie beeinflussen und damit Licht mit höherer Frequenz erzeugen. »Ende der 80er, Anfang der 90er gab es nur vier oder fünf Labore, die sich damit beschäftigt haben«, erzählt sie weiter. »Ich hätte nicht vorhersehen können, was sich daraus entwickeln würde.«

Was sich daraus entwickelt hat, war eine bahnbrechende Pionierarbeit, die wesentlich zur Entwicklung der Attosekundenphysik beitrug und der schwedisch-französischen Physikerin damit 2023 den Nobelpreis für Physik einbrachte. Mit Grenzen – und damit, wie man sie verschiebt – kennt Anne L'Huillier sich also aus.

New Limits – no Limits?

Das machte sie zu der idealen Keynote-Speakerin für die Photonics Days Jena, die in diesem Jahr unter dem Thema »New Limits« stattfanden. Rund 180 Teilnehmende aus 26 Nationen waren der Einladung nach Jena gefolgt und nahmen, entweder in Präsenz oder virtuell, an dem traditionellen Netzwerk- und Karriereevent für Nachwuchsforschende teil.

Die inspirierende Keynote der Nobelpreisträgerin bot tiefe Einblicke in die komplexe Welt der Attosekundenphysik. Dem voraus ging ein abwechslungsreiches Eventprogramm, das ganz im Zeichen der »New Limits« stand – oder auch der »No Limits«, wie Prof. Dr. Karina Weichold, Vizepräsidentin für Studium und Lehre an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, in ihrer Begrüßung zum Veranstaltungsauftakt mit einem Augenzwinkern anmerkte.

Grenzen im Großen und Kleinen

In verschiedenen Vorträgen präsentierten Forschende aus Jena neuste Technologien, die den Anspruch haben, großes zu bewirken. Dr. Jan Kinast vom Fraunhofer IOF stellte das MICADO-Instrument vor, das eines der ersten »Augen« des Extremely Large Telescope (ELT) sein wird. Das ELT, das derzeit in Chile gebaut wird, soll ferne Galaxien in Zukunft so detailliert abbilden wie kein Teleskop je zuvor.

Von der Weite des Weltalls ging es zurück in die kleine Welt der Chips und Quanten: Michael Reibe, ebenfalls vom Fraunhofer IOF, erläuterte das »Photonic Packaging« - also die verlustarme Kopplung von Fasern und Chips, die für die Zukunft des Quantencomputing entscheidend sein wird. Sein Fraunhofer-Kollege Dr. Sebastian Schmitt zeigte weiterhin, wie fortschrittliche 2D-Materialien die Potenziale photonischer integrierter Schaltungen steigern können.

Abdel Karim Ruvalcaba Perez von der ams-OSRAM-Gruppe thematisierte indes Alltagsgrenzen wie die drohende Lebensmittelknappheit angesichts des Klimawandels. In seinem Projekt zur Multispektralanalyse von Lebensmitteln will er Sensoren entwickeln, die den optimalen Erntezeitpunkt für Obst und Gemüse bestimmen und somit Lebensmittelverschwendung reduzieren können.

Die Photonics Days Jena 2024 waren wieder gut besucht.
© Fraunhofer IOF
Die Photonics Days Jena 2024 waren wieder gut besucht.
Ein Workshop von Dr. Reinhold Pabst unterstützte die Teilnahmen in ihrer indidviduellen Karriereplanung.
© Fraunhofer IOF
Ein Workshop von Dr. Reinhold Pabst unterstützte die Teilnehmenden in ihrer indidviduellen Karriereplanung.
Bei einer Labortour gab es exklusive Einblicke hinter sonst verschlossene Türen.
© Fraunhofer IOF
Bei einer Labortour gab es exklusive Einblicke hinter sonst verschlossene Türen.
Die Vernetzung von jungem Nachwuchs mit renommierten Unternehmen - das ist ein wesentliches Ziel der Photonics Days Jena.
© Fraunhofer IOF
Die Vernetzung von jungem Nachwuchs mit renommierten Unternehmen - das ist ein wesentliches Ziel der Photonics Days Jena.

Auszeichnungen und Fördergelder in Höhe von 45.000€

Die Referentinnen und Referenten der Photonics Days Jena zeigten damit auch in diesem Jahr wieder: An innovativen Ideen mangelt es den jungenden Forschenden keinesfalls. Doch Forschungsideen brauchen auch Forschungsbudgets, um umgesetzt werden zu können.

Das Leistungszentrum Photonik lud daher auch 2024 wieder zu den »Idea Pitches« ein, bei denen es insgesamt 45.000 € Fördergelder zu gewinnen gab. Insgesamt sieben Pitchende präsentierten ihre Konzepte. Das Publikum entschied per Onlineabstimmung über die Gewinner:

Uday Chandrashekara (Fraunhofer IOF, 10.000€) Quantum for All: A Cost-Efficient Entangled Photon Source
Trevor Gary Vrckovnik, Dennis Arslan, Sebastian Schmitt (Fraunhofer IOF, 10.000€) Speed (of light) dating of photons to find their perfect (phase) match
Johannes Kretzschmar, Benedict Diederich, Frank Setzpfand (Lichtwerkstatt, 10.000€) openFLiM – fluorescene lifetime imaging microscopy for everyone
Shiu Hei Lam, Dennis Arslan (Fraunhofer IOF, 10.000€) Make Augmented Reality “real” again: see-through projection screens!
Rakesh Bojanki (Fraunhofer IOF, 5.000€) Next-Level Realism in Virtual Reality and E-Commerce Industry by Polariszation-Based 3D Imaging
Robert Leitel (Fraunhofer IOF) Efficient backlight illumination with 3D effect
Purijit Singh Chauhan (FSU Jena) A mini quantum interferometer for precision measurement as well as sensing applications

Vernetzung von Forschung und Wirtschaft

Der zweite Tag der Photonics Days Jena lenkte den Fokus indes auf die aktive Vernetzung zwischen Forschung und Wirtschaft. Bei einem »Industry Breakfast« bot sich den Teilnehmenden die Möglichkeit, bei einer Tasse Kaffee in gelöster Atmosphäre mit Unternehmen aus der Optik- und Photonikindustrie ins Gespräch zu kommen und individuelle Karrieremöglichkeiten zu besprechen.

Eine zweite Keynote von Dr. Hagen Zimer, CEO und CTO der Sparte Laser Technology bei TRUMPF, richtete den Blick auf aktuelle Markttrends und zukünftige Anwendungsfelder für innovative Lasertechnologien. Ein Workshop zur persönlichen Karriereplanung sowie eine Labortour, bei der das technikaffine Publikum auch einmal hinter sonst verschlossene Labortüren schauen durfte, rundeten das Angebot der Photonics Days Jena 2024 ab.   

© Fraunhofer IOF

Über die »Photonics Days Jena«

Um junge Talente und damit Innovationen in den Bereichen Optik und Photonik zu fördern, richtet das Fraunhofer IOF gemeinsam mit der Graduiertenschule Max Planck School of Photonics seit 2019 die »Photonics Days Jena« als Netzwerk- und Karriereevent für Studierende und Promovierende aus. Vom 26. bis 27. September 2024 luden die Veranstalter bei einem hybriden Event dazu ein, sich mit einer internationalen Community sowie Vertreterinnen und Vertretern renommierter Unternehmen zu vernetzen. Neben dem fachlichen Austausch stand dabei die Orientierung in Karrierefragen sowie die Vermittlung wertvoller Kontakte für die eigene berufliche Laufbahn im Vordergrund.

Auch im kommenden Jahr, voraussichtlich im Herbst, werden das Fraunhofer IOF und die Max Planck School of Photoncis erneut zu den Photonics Days Jena einladen. Über den konkreten Termin informieren die Veranstalter unter www.photonicsdays.de. Weiterhin können sich interessierte Teilnehmende unter photonics.days@iof.fraunhofer.de für einen »Terminwecker« via Mail anmelden.

Studierende und Promovierende lauschten einer Firmenpräsentation während des Frühstücks.
© Fraunhofer IOF
Bei einem Industry Breakfast ließen sich Firmenverteterinnen und -vertreter in entspannter Atmoshphäre kennen lernen.