Wie kommt es, dass Sie als Leiter eines Fraunhofer-Instituts Sprecher einer Max Planck School geworden sind?
Bei den Max Planck Schools geht es nicht darum, bestimmte Einrichtungen zu repräsentieren. Die Schools sind ein Zusammenschluss herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eines Fachgebiets, die als Principal Investigators, kurz PI, fungieren. Die Initiative zur Gründung der Max Planck School of Photonics ging von Gerd Leuchs vom Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts und von mir aus. Wir konnten Kolleginnen und Kollegen gewinnen, die in ihrem Fach über eine hohe Sichtbarkeit verfügen, darunter renommierte Experten des Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik in Aachen. Zum Netzwerk gehören auch mehrere Leibniz-Preisträger und mit Stefan Hell aus Göttingen auch ein Nobelpreisträger. Er erhielt für seine Arbeiten auf dem Gebiet der ultrahochauflösenden Fluoreszenzmikroskopie 2014 den Nobelpreis für Chemie.
Warum wurde die Photonik als Thema für eine der drei Max Planck Schools ausgewählt?
Da das Programm der Max Planck Schools auch Studierende adressiert, die erst im vierten oder fünften Fachsemester sind, braucht man Themen, die für die jungen Studierenden interessant sind und denen sie in ihrem Studium bereits begegnet sind. Die Photonik ist sehr attraktiv, da sie sowohl für die Wissenschaft als auch für die Wirtschaft eine wichtige Schlüsseltechnologie ist. Die Photonik befähigt viele Wissenschaftler zum Durchführen von Grundlagenexperimenten. In den letzten Jahren wurden sieben Nobelpreise im Bereich der Photonik verliehen. Das zeigt, dass das Thema auch volkswirtschaftlich relevant ist.
Mit welchen Themen werden sich die Studierenden beschäftigen?
Das übergeordnete Thema lautet: »Kontrolle von Licht auf allen Skalen«. Wir kontrollieren Licht verschiedenster Wellenlänge – von der Röntgenstrahlung bis zu den Mikrowellen. Wir arbeiten mit extrem kurzen Pulsen genauso wie mit sehr hohen Lichtintensitäten. Es sind auch Astronomen dabei, die Licht untersuchen, das vor vielen Milliarden Jahren erzeugt worden ist.
Wie unterscheidet sich das Studium an der Max Planck School of Photonics von einem klassischen Studium?
Es handelt sich um einen integrierten Master-Promotionsstudiengang nach US-amerikanischem Vorbild, der jetzt erstmals in Deutschland etabliert wird. Wir wollen in den Max Planck Schools in einer Pilotphase untersuchen, inwieweit wir durch dieses integrale System exzellente internationale und deutsche Bachelorabsolventen gewinnen können. In vielen Ländern, wie zum Beispiel den USA, orientieren sich die Studierenden nach dem Bachelorabschluss neu und suchen aktiv nach einem Studienplatz für den Master. Diese möchten wir erreichen. Für die 20 Plätze, die in der Max Plack School of Photonics 2019 zur Verfügung stehen, rechnen wir mit über tausend Bewerbungen. Daraus werden wir in einem mehrstufigen Auswahlverfahren die Besten der Besten selektieren. Zum zweijährigen Masterstudium kommen die Studierenden nach Jena, Erlangen oder Karlsruhe, wo bereits internationale Photonik Studiengänge existieren. Die Studierenden werden sehr eng von Tutoren betreut. Sie müssen zusätzliche Vorlesungen und Seminare besuchen und experimentelle Untersuchungen mit Forschungsrelevanz betreiben, die über das Standardprogramm hinausgehen. Nach dem Masterstudium können sie sich auf Promotionsstellen bei den beteiligten Principal Investigators in ganz Deutschland bewerben. Es ist auch ein Quereinstieg direkt zur Promotion möglich. Die Promotionsphase dauert dann drei Jahre.