In Erfurt soll Anfang nächsten Jahres ein neues Projektzentrum zur interdisziplinären Arbeit im Bereich Mikroelektronische und Optische Systeme für die Biomedizin entstehen. Drei Fraunhofer-Institute, die mit ihren Kernkompetenzen die Disziplinen Biowissenschaften, Mikroelektronik sowie Optik und Photonik abdecken, werden in enger Zusammenarbeit mit Wirtschaftspartnern an neuen biomedizinischen Anwendungen forschen. Dafür unterzeichneten heute Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee und Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, eine gemeinsame Gründungsvereinbarung im Thüringer Wirtschaftsministerium.
Gesundheit, demografischer Wandel und Autonomie bis ins hohe Alter sind einige der größten gesellschaftlichen Herausforderungen der kommenden Jahre. Zu bewältigen sind diese nur, wenn Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft eng zusammenarbeiten. Die Weiterentwicklung und Verknüpfung von Schlüsseltechnologien wie Biowissenschaften, Mikroelektronik sowie Optik und Photonik sind dabei von besonderer Bedeutung. Aus diesem Grund entsteht nun in Thüringens Landeshauptstadt ein neues Fraunhofer-Projektzentrum. Hier sollen zukünftig Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF (Jena), des Fraunhofer-Instituts für Photonische Mikrosysteme IPMS (Dresden) und des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie IZI (Leipzig) an interdisziplinären Ansätzen für die Biomedizin forschen.
Das Projektzentrum wird sich zunächst auf zwei ausgewählte Anwendungsfelder konzentrieren: die verbesserte medizinische Bildgebung und Technologien für die Biomarker-Analyse. Das Fraunhofer IOF als anerkanntes Kompetenzzentrum für Optik und Photonik ist dabei speziell für die Forschung im Bereich Mikro- und nanooptische Systemtechnologie zuständig. Institutsleiter Prof. Andreas Tünnermann betonte in dem Zusammenhang die herausragende Bedeutung optischer Systeme in der Medizintechnik und begrüßte das Vorhaben, Kernkompetenzen einzelner Institute zu bündeln und in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft an neuen Anwendungen im Bereich der Biomedizin zu forschen.
»Das Projektzentrum Erfurt bietet die Chance einer institutsübergreifenden Zusammenarbeit und die Möglichkeit, dabei Trends wie Digitalisierung und Miniaturisierung aufzugreifen. Aus technologischer Sicht werden die Kompetenzen des Fraunhofer IPMS im Bereich der Mikrosystemtechnik sowie die des Fraunhofer IOF im Bereich der Mikrooptik strategisch zusammengeführt. Wir erwarten uns dabei vor allem neue Lösungen für die optische Erfassung von Vitaldaten, wie Puls oder Sauerstoffsättigung. Die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IZI wird vor allem neue Impulse im Bereich der Biomedizin bzw. Bioanalytik ermöglichen«, so Tünnermann.
Erfolg für die Fraunhofer-Gesellschaft und den Technologiestandort Thüringen
Thüringens Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft, Wolfgang Tiefensee betonte insbesondere die wirtschaftliche Bedeutung des Projektzentrums für den Technologiestandort Thüringen. »Die Fraunhofer-Gesellschaft schafft seit Jahren dringend benötigten innovativen Input in die stark klein- und mittelständisch geprägte Wirtschaft in Thüringen. Mit dem neuen Projektzentrum wird der Standort zusätzlich an der Schnittstelle der Thüringer Kernbranchen Optik, Medizintechnik und Mikroelektronik gestärkt.«
Fünf Jahre sind als Aufbauphase für das Projektzentrum vorgesehen. Sowohl die Anschubfinanzierung in Höhe von rund 20 Millionen Euro als auch die Kosten für Bau und Ausstattung, nach derzeitigem Stand rund 15 Millionen Euro, werden zu gleichen Teilen von der Fraunhofer-Gesellschaft sowie dem Freistaat Thüringen getragen. Danach soll das Zentrum in Regelbetrieb überführt werden, d. h. in die Bund-Länder-Finanzierung der Fraunhofer-Gesellschaft aufgenommen werden. Operativer Start des Projektzentrums ist für den 1. Januar 2018 geplant.